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Kurzform nach Cheng Man Ching

Cheng Man Ching

An Cheng Man Ching scheiden sich die Geister. Kann einer wirklich ein großer Meister sein, der nicht aus einer alten Kampfkunst-Familie stammt? Kann einer ein chinesischer Meister sein, wenn er noch nicht einmal 80 Jahre alt geworden ist? Kann einer ein Meister sein, der getrunken haben soll, der als einer der Ersten sein Wissen an Westler weitergegeben hat, der sich mit langhaarigen Wilden, mit Freaks aus der Anti-Vietnam-Bewegung eingelassen hat? Wie kann einer ein wirklicher Meister der Kampfkunst sein, wenn er offenbar noch Zeit gefunden hat, Gedichte zu schreiben, einer der anerkanntesten traditionellen chinesischen Ärzte Taiwans zu sein und dann noch in der Kalligraphie zu brillieren?

Ein Ausnahmefall in der sonst eher hochspezialisierten Tai Chi-Welt. Man stelle sich einen Top-Fußballspieler vor, der zugleich Gedichte schreibt, Vorsitzender eines Ärztebundes ist und ein landesweit bekannter Maler! Von diesem Mann geht ein Geist aus, der zu großer Bewunderung und Verehrung Anlass gegeben hat, ebenso wie zu Unverständnis und Verachtung. Seinen Geist hat dieser Mann in eine Flasche gebannt und gut verkorkt in das Meer der Kampfkunst-Geschichte geworfen.

Christel Proksch

 

Als ich diese Flasche zuerst von meiner Großtante und Lehrerin Christel Proksch entkorkt bekam, war es für mich einfach nur das, was draufstand: Tai Chi Chuan. Erst Jahre später, als ich vielen anderen Spielern begegnete, entdeckte ich eine erstaunliche Verwandtschaft unter denen, die aus der Cheng Man Ching-Tradition kamen. Damit meine ich nicht, dass ich deren Form eben kannte und andere Tai Chi-Formen nicht, sondern eine merkwürdige geistige Nähe. Auf Tai Chi-Camps zum Beispiel, wo es um Austausch statt um Konkurrenz geht, oder da wo Leute mit Offenheit und Forschergeist an den Tai Chi-Prinzipien anstatt an den Techniken arbeiten. An solchen Orten tauchen immer wieder Cheng Man Ching-Schüler auf.

In dieser Tradition steht dir heute also nicht nur ein großer, verstorbener Meister gegenüber, sondern eine Vielzahl jeweils sehr hoch entwickelter Richtungen und Einzellehrer, die zumindest zu einem gewissen Maße auch untereinander kommunizieren und in einem gemeinsamen liebenswerten Wachstumsprozess sind.

Ben Lo

Ich durfte in meinen 25 bisherigen Tai Chi-Jahren immer wieder erfahreneren Tai Chi-Spielern begegnen, die bei Cheng Man Ching selbst gelernt haben. Und in all diesen Menschen hallt bis heute noch der Urknall der Begegnung mit dem großen Meister nach. Manche, wie mein Lehrer Ben Lo, sind von dieser Begegnung so sehr geprägt, dass man fast um ihre eigene Identität bangen könnte. Wenn Ben Lo über sich oder das Tai Chi spricht, beginnt er seinen Satz mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Namen des „Professors“.

Den heutigen Cheng Man Ching-Enkeln ist diese ungeheure Kraft ihres geistigen Großvaters oftmals überhaupt nicht bewusst. Epi van de Pol arbeitet an einem Buch, in dem er all die Erzählungen über den Meister sammeln möchte. Wolfe Lowenthal hat zwei bewegende Bücher über seine Erlebnisse mit Cheng Man Ching verfasst, deren erstes „Es gibt keine Geheimnisse“ ich all meinen Schülern unters Kopfkissen empfehle.

Und jetzt schließlich gibt es das inzwischen zweite Cheng Man Ching Forum, auf dem wir Schüler, Enkel und Urenkel versuchen, unser gemeinsames großes Erbe zu erhalten und zu stärken. Lasst uns im Geiste Cheng Man Chings zart sein und stark.

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