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Rüdiger ist gestorben

Lieber Rüdiger, Du warst einer meiner fünf Lehrer.

Was für ein Geschenk, Dich gekannt zu haben. Du warst der lebendige Beweis dafür, dass Unmögliches möglich ist. Du warst der Beweis dafür, dass man für große Taten nicht studieren muss, nicht schlauer sein muss als andere, nicht reicher, und Du hast zuletzt auch gezeigt, dass man dafür nicht jünger sein muss als andere.
Was Du mehr hattest als alle anderen Menschen die ich kenne: Du hattest Leidenschaft, Tatendrang, Witz, Charme, Spontanität und immer die Bereitschaft, es völlig anders zu machen als alle Fachleute.

Daniel Grolle

Als uns der Polizeichef des Goldsucherdorfes warnte: diesen Fluss hinauf zu den Indianern zu fahren sei Selbstmord, sagtest Du nachher: Das geht in die richtige Richtung; als uns auch die Siedler, die Goldsucher und die Priester abrieten, stand Dein Plan fest. Schließlich machten wir uns heimlich und unerlaubt in Einbäumen flussaufwärts auf den Weg. Ein Begleiter, der sich in der Gegend gut auskannte, kehrte an einer großen Stromschnelle schließlich um und schrieb, nachdem wir 4 Wochen lang nicht zurückgekehrt waren an Rüdigers Frau einen Brief. In dem Brief fand sie eine Landkarte mit dem Fluss, den wir hinaufgefahren waren und drei Kreuzen an der Stelle wo wir vermutlich gestorben seien.
Rüdigers Frau nahm diesen Brief wie all die Überfälle, Schießereien, Haifischattacken und Kriegsgefangenschaften mit Fassung. Wusste sie doch, dass Rüdiger unsterblich war.

Die großen Geschichten über seine Überfälle, sein Krankenhaus, seine Atlantik- über- tretboot- fahrung kann man in seinen zahllosen Büchern nachlesen. Rüdiger liebte Geschichten und darin bin ich ihm verwandt. So will ich hier noch eine kleine Geschichte erzählen, die so ganz Rüdiger ist und die sicher in keinem Buch steht:
Wir kampierten an einer Brücke, wollten am nächsten Morgen von hier aus einen Urwaldfluss hinauf paddeln um einen Missionar zu besuchen der mit den Indianern lebte. Mit den ersten Sonnenstrahlen sprang Rüdiger aus seiner Hängematte auf. Wir beiden anderen staunten schläfrig über seine ungewöhnliche Betriebsamkeit. Rüdiger riss die große Machete aus der Erde sprang in den Wald und schlug ein paar dünne Zweige mit grünen Blättern von den Bäumen. Die rammte er mit Wucht und Geschick neben unserem Lagerfeuer in den Sandboden, dass ein kleiner Busch entstand. Wortlos schlug er dann auf herumliegende Plastikteile ein, eine pinke Ölflasche, die Reste einer blauen Wanne, er knautschte eine gelbe Bierdose… und steckte diese Splitter schließlich, kundig wie ein Florist, in den Busch neben dem Lagerfeuer.
Wir guckten ihn fragend an:

Daniel Grolle
Rüdiger Nehberg

Willkommen an meinem Geburtstagt; lachte er. „Hier seht ihr meinen Geburtstagsblumenstrauß, frisch, bunt und lebendig.“
Und während wir noch versuchten, aus unserem Staunen herauszufinden, ergänzte er:
Und wisst ihr was das Beste ist? Die Grußkapelle der Bäckerinnung steht jetzt gerade vor meinem Haus in Wandsbeck und trötet ihr grausiges Happy Birthday… und ich bin nicht da!;

Lieber Rüdiger, Dich wird keine scheußliche Blasmusik mehr stören,
aber Dein Blumenstrauß und Deine kräftigen Umarmungen werden in mir weiterleuchten… solange ich lebe.
Daniel

Daniel Grolle

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