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Tränen

Was, wenn beim Tai Chi jemand weint?

So wie wir Tai Chi spielen kommt es immer wieder vor das jemand die Tränen kommen. Was dann? Oft versuchen die Weinenden gegen ihre Tränen anzukämpfen. Die Anderen sind manchmal erschrocken und fragen sich ob sie etwas falsch gemacht haben oder etwas Schlimmes passiert ist.
Vor ein paar Wochen habe ich eine neue Ausbildung begonnen. Eine der Teilnehmerinnen rief mich 2 Stunden nach Ende des ersten Wochenendes an: Sie wollte aus der Ausbildung aussteigen. Warum? Kaum zu hause waren ihr die Tränen ausgebrochen und sie wusste noch nicht einmal warum. In ihrer Familie war es sehr unüblich zu weinen. Alle waren in höchster Alarmbereitschaft. Etwas Schlimmes schien passiert zu sein, aber was?
Beim Tai Chi üben wir loszulassen. Ein entscheidendes Merkmal davon ist, dass die Dinge, die du loslässt ihre Position verändern, ins Fließen kommen, vielleicht zuerst ins Weinen, vielleicht zuerst ins Lachen. Da sich aber Lachen und Weinen wie Berg und Tal gegenseitig bedingen, kann man nur beides unterdrücken oder beides zulassen.
Ich selbst habe 20 Jahre meines Lebens nicht weinen können. Manchmal stieg mir ein heißer, stechender Schmerz in den Hals. Oft litt ich unter Heiserkeit und schwacher Stimme. Mein Lachen war in diesen Jahren ein einziges „Ha“! Ich beneidete Menschen die herzhaft lachen konnten und wollte Menschen helfen die weinten.
Ich erinnere mich an das erste Weinen das sich aus meinem Inneren hervorquälte. Die Wassermenge reichte noch nicht einmal für eine Träne und erschöpfte mich doch vollkommen wie ein schweres Fieber. Über einen längeren Zeitraum kamen nach und nach beides, Lachen und Weinen und schwemmten mir Lebendigkeit zu, die ich zuvor nicht bewusst vermisst hatte.
Wenn also im Tai Chi Unterricht Tränen fließen sollte der Lehrer ausstrahlen, dass hier Raum für die Tränen ist. Kein Grund sich zu schämen. Kein Grund sich Sorgen zu machen. Kein Grund eine Abhilfe zu schaffen. Oft noch nicht einmal ein Grund für Beistand. Die Tränen gehören dem Weinenden selbst. Wir lernen uns in Liebe selbst anzunehmen und dazu gehören auch die Tränen.
Die Schüler die den Raum mit dem Weinenden teilen sollten mit dieser Energie gehen. Jeder trägt ungeweinte Tränen in sich und es ist eine Chance mit in die reinigende Energie des Weinens zu gehen, während du deine Form läufst oder in einer Übung bist. Sei dem Weinenden dankbar für seinen Mut und seine Bewegung.
Allerdings – habe ich von einer alten Regel gehört: Wenn du durch die Straßen gehst und begegnest einem Trauerzug, so sollst du dich ihm anschließen und die Trauer teilen. Sollte dann aber der Trauerzug einem Hochzeitszug begegnen, so sollst du von dem Trauerzug lassen und mit der Hochzeit gehen. Mit anderen Worten, verpasse den Moment nicht, wenn Deine Trauer der Kraft weicht.
Manchmal verlieren sich Weinende in der Trauer und vergraben sich in den Schmerz. Der Schmerz ist nicht dein Ziel, er ist ein Teil deines Weges. Tai Chi Spieler sind Kämpfer. Das Loslassen führt uns zu Aufrichtung und das Weinen zu Mut. Das Lachen, das durch die Tränen kommt ist wunderschön, wie die Sonne die im regennassen Gras glitzert.

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